Bereits im vierten Quartal 2004 hatte sich der Anstieg der Immobilienpreise deutlich verlangsamt. Jetzt haben im ersten Quartal des neuen Jahres in mehreren Orten Floridas Eigenheime erstmals seit dem Jahr 1998 wieder an Wert verloren. Die Preisrückgänge sind zwar noch minimal, sie gelten aber als böses Omen.
Eine 65jährige Pharmareferentin hatte gerade erst im Dezember 2004 ein Eigenheim als Altersruhesitz in Palm Beach erworben - ohne nennenswertes Eigenkapital. Ihre Rente und die Dividenden aus einigen Ersparnissen reichen jetzt gerade, um Zins und Tilgung zu bedienen, solange sie nicht nachschießen muss.
Mit ihren Ängsten ist die 65jährige nicht allein. Zahlreiche US-Pensionäre aus dem Nordosten haben erst im vergangenen Jahr ihre Altersruhesitze in Sonnenverwöhnten Südstaaten wie Arizona, New Mexiko, Texas und Florida erworben. Immerhin: Sie konnten ihre alten Häuser dank der Wertsteigerungen in den vergangenen Jahren mit gutem Gewinn verkaufen.
Aber in den Rentner-Paradiesen sind die Auswirkungen der Spekulationsblase viel dramatischer als anderswo. Insbesondere in Florida: Nach einer Studie des "Wall Street Journal" sind die Preise für Eigenheime im Sonnenstaat seit dem Jahr 2000 um weit mehr als 100 Prozent gestiegen. In bevorzugten Kommunen wie Aventura kostete zu Beginn des Jahres 2005 ein durchschnittliches Eigenheim mehr als 440 000 US-Dollar. Als Konsequenz tragen viele Senioren zur Finanzierung des Lebenstraums nun Hypothekendarlehen von 100 000 und mehr US-Dollar auf ihren Schultern.
Doch nun wird die Luft dünn. Dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen trennen sich immer mehr ausländische Besitzer von Ferienimmobilien und Altersruhesitzen beziehungsweise von ihren Florida-Domizilen, um - 70 Jahre und älter - wieder nach Hause zurückzukehren, nach Deutschland und in einige andere Staaten der Euro-Zone. Dies nicht zuletzt, weil die ständig steigende Beiträge der Auslandskrankenversicherungen für sie zur Bürde werden.
Und etwas anderes lockt: Wer von ihnen Mitte der 90er Jahre in den Markt eingestiegen ist, hat sein investiertes Kapital verdoppelt. Die jüngste Euro-Schwäche macht einen Verkauf gerade jetzt besonders interessant.
Außerdem wandeln immer mehr Vermieter in den Staaten des Sonnengürtels ihre Apartments in Eigentumswohnungen um und werfen sie auf den Markt, berichtet das "Florida Business Journal". Denn mit den Immobilienpreisen sind auch die Grundsteuern in die Höhe geschnellt. Das auf alter spanischer und französischer Tradition basierende Mietrecht in zahlreichen US-Südstaaten erlaubt jedoch nicht, die Mieten in gleichem Umfang anzupassen.
In Florida drücken zudem die durch die schweren Hurrikanschäden gestiegenen Beiträge zur Gebäudeversicherung auf die Margen der Vermieter. "Die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen hat dramatische Ausmaße angenommen", berichtet das Journal. Wurden derartige Anträge einst in 15 Tagen bewilligt, dauern die Verfahren nun bis zu 45 Tage. Das Angebot an neuen Eigentumswohnungen ist inzwischen größer als die Nachfrage. Die Preise sinken.